Knigge für Hundehalter

Jeder Hundemensch hat es mindestens schon einmal erlebt und kann von einer sogenannten "blöden Hundebegenug" berichten.

Das muss aber nicht so sein! Etwas mehr Rücksicht und weniger Egoismus schadet niemanden. Wir möchten doch alle das selbe; einen entspannten und tollen Spaziergang mit unseren Hunden. 

Ein paar Verhaltensregeln, an die sich alle Hundehalter/innen und Gassigeher/innen halten sollten, helfen dabei. 

Es ist immer der Mensch, nie der Hund!

Kommunikation als Basis

7:30 Uhr morgens auf einer Wiese zwischen zwei Wanderwegen. Ich bin mit meinem 1,5 Jahre altem Cockapoo ohne Leine unterwegs und wir erkunden den Bachlauf. Am Horizont taucht ein ebenfalls unangeleinter, aber uns fremder Hund auf. Dann auch das Herrchen. Ich rufe Monty zu mir und halte ihn vorsichtshalber am Halsband fest, da er in den letzten Tagen wieder vermehrt Interesse an anderen Hunden hatte und ich nicht 100%ig sicher bin, ob er in der Situation nicht doch losrennt. Normalerweise klappt das schon sehr gut, aber sicher ist sicher. Außerdem kennen wir diesen Hund ja nicht.

Der fremde Rottweilermix läuft zielgerichtet vom Wanderweg über die Wiese auf uns zu und fängt an zu imponieren. Er kommt immer näher und fängt an zu bellen, bleibt jedoch etwas auf Abstand. Immer noch meine Hand in Montys Halsband warte ich auf eine Reaktion des Halters. Kein Rückruf, kein "Hallo! Ist das in Ordnung? Wollen wir sie sich kennenlernen lassen?". Nichts.

Der Halter ignoriert das Verhalten seines Hundes, mich und geht ohne ein Wort seines Weges... 

Das war eine harmlose, aber dennoch enttäuschende "Hundebegegnung". 

Was hätte aus dieser eher unangenehmen Situation ganz einfach eine tolle Hundebegegnung oder auch eine super gemeinsame Trainingssession für beide Seiten werden lassen können? Genau! Kommunikation

Eine Begegnung zwischen zwei -oder auch mehreren- Hund-Mensch-Teams hat immer zwei -oder mehrere- gleichberechtigte Seiten, die ihre Prinzipien und Regeln haben. Gerade, wenn man sich nicht kennt, oder auch wenn man weiß, dass dieses Zusammentreffen keine Vorteile erbringt (Hunde oder Hundeerziehungsmethoden harmonieren nicht), ist der gegenseitige Respekt SO wichtig! Was fühlt das Gegenüber? Was hat derjenige vor und was ist ihm/ihr wichtig? Es gibt so vieles, das man besprechen sollte, BEVOR die Hunde aufeinader treffen

Hat der andere Zeit für ein Zusammentreffen, oder ist er/sie in Eile? Ist der Hund im Training? Ist der Kontakt an der Leine erwünscht oder nicht? Kann er/sie seinen/ihren Hund ableinen? Ist der Hund mit Artgenossen, dem anderen Geschlecht, Welpen etc. verträglich? Ist der Hund alt oder krank? Ist die Hündin läufig? Das alles beeinflusst den weiteren Verlauf des Zusammentreffens. 

Provoziert also keine Missverständnisse, Konflikte oder sogar Gefahrensituationen und sprecht VORHER miteinander. Ein "Hallo! Soll ich meinen Hund anleinen?" oder "Hallo! Wollen wir sie abmachen und sich kennenlernen lassen?" tut doch nicht weh. Und ein "Nein, wir sind gerade im Training." oder "Nein, er ist nicht verträglich." zu akzeptieren, ist auch nicht schwer. 

Wie wäre es beim nächsten Mal den Hund ganz einfach rechtzeitig zu sich zu rufen und dann den anderen zu fragen, ob er Lust auf eine kurze spontane Trainingseinheit hat? Die meisten engagierten Hundehalter freuen sich darüber! :)

Hundebegegnungen

Das ist wohl das umstrittenste Thema in der Hundeerziehung; Wie verhalte ich mich bei Hundebegegnungen? 

Wie schon beim Punkt "Kommunikation" erwähnt, gibt es viele Faktoren, die die Situation beeinflussen. Die Basis ist also die Kommunikation unter den Hundehalter/innen. Dennoch gibt es ein paar Grundregeln, unabhängig von der unterschiedlichen Hundeerziehung, an die wir uns alle bei Hundebegegnungen halten sollten. Auch wenn die Hunde sich letzte Woche so toll verstanden haben, kann die Situation diesmal eine ganz andere sein. Krank, läufig, im Training...

  • Kommt mir ein angeleinter Hund entgegen, leine ich meinen Hund auch an. Das war auch vor 30 Jahren auf dem Dorf schon so.
  • Kommt mir ein unangeleinter Hund entgegen, rufe ich meinen Hund zu mir ins "Fuß" oder "Bei mir" (kann er dies noch nicht ohne auszubrechen, dann an die Leine), bis mit dem anderen Hundehalter/der Hundehalterin gesprochen wurde und die Situation klar ist. 
  • Ist die Antwort auf die Frage, ob ihr sie laufen lassen könnt "Nein", dann heißt das Nein. Da wird nichts hinterfragt oder sogar beleidigt. 
  • Der Hund muss und will nicht jeden Hund "begrüßen". Das ist ein Fakt und hat nichts mit fehlender Sozialisierung zu tun. Ich frage im Supermarkt auch nicht jeden, was er zum Abendessen kocht, oder wie es in der Ehe so läuft...
  • Beachtet immer die Körpersprache und Signale der Hunde. Wollen sie sich kennenlernen? Spielen sie wirklich? Passt es nicht, ist es egal, wie gut ihr Menschen euch versteht. Das Zusammentreffen ist vobei.

Es gibt also mehrere Möglichkeiten, wie so eine Begegnung friedlich ablaufen kann. 

  • Beide sind mit dem Ableinen und/oder Kontakt einverstanden.
  • Einer möchte keinen Kontakt, der andere akzeptiert es.
  • Beide möchten keinen Kontakt.
  • Beide haben Lust die Chance auf eine gemeinsame Trainingseinheit zu nutzen und besprechen sich.

Wenn sich jede/r an diese wenigen und einfachen Regeln hält, muss wirklich niemand mehr nervös werden, sobald ein anderer Hund am Horizont gesichtet wird. ;)

Begegnungen mit Reitern, Radfahrern & Co.

Auch bei Begegnungen mit anderen Tieren oder Menschen gibt es ein paar sehr wichtige ungeschriebene Gesetze, die durchaus seinen Sinn haben. 

Fangen wir mal bei Begegnungen mit dem Pferd an. 
Nicht alle Pferde sind Hunde gewohnt. Auch wenn die meisten nicht fachkundigen Menschen davon ausgehen. Es sind Fluchttiere, die sich durchaus wehren können und bei Panik oder Unwohlsein dementsprechend reagieren. Ein junger freilaufender Hund, der dann auch noch um das Pferd springt oder zwischen die Beine läuft, zieht schnell den kürzeren. Ein Tritt mit dem Huf kann für den Hund bereits tötlich enden. Und nein, das ist nicht die Schuld oder die Verantwortung des Reiters! 

Kommen wir zu den Fahrradfahrern.
Ein kurzer Ausflug in die Juristerei: Stürzt ein/e Fahrradfahrer/in wegen eines freilaufenden Hundes, so kann diese/r Schmerzensgeld und Schadensersatz vom Hundehalter/von der -halterin verlangen. So musste eine Halterin kürzlich 20.000€ (40.000€ zahlte die Versicherung der verunglückten Radfahrerin. Die Versicherung verklagte die Hundehalterin wiederum auf die Hälfte des Betrags.) zahlen. Es lohnt sich also auch finaziell Rücksicht auf andere zu nehmen. Davon abgesehen, kann bei solch einem Unfall auch der Hund schwer verletzt werden. 

Wir könnten weiter machen mit Joggern, Autos, Spaziergängern uvm.
Doch wichtiger ist die Antwort auf die Frage "Wie verhindere ich solche Situationen am besten?" 

  • Habe das Umfeld immer im Blick! Also Handy weg. ;)
  • Rufe deinen Hund RECHTZEITIG ab.
  • Leine deinen Hund an, wenn er (noch) nicht 100%ig bei "Fuß" bleibt.

Allgemeine Verhaltensregeln die unterschätzt werden

Jetzt kommen wir zu den Verhaltensregeln, die manchmal etwas banal erscheinen und oft unterschätzt werden. 

Beginnen wir gleich mal mit einem Thema, das vielen sauer aufstößt; 

  • Einsammeln von Hundekot.

Wir alle sitzen im selben Bot. Wir Hundehalter/innen müssen gemeinsam dafür Sorge tragen, dass Nicht-Hundemenschen uns nichts vorzuwerfen haben und sich unser Image in der Welt stetig verbessert. Es gibt genug bekloppte -sorry, aber anders kann ich es nicht beschreiben- Menschen da draußen, die Giftköder auslegen, weil sie die Hundehaufen stören. 
Der aller einfachste Grund warum wir unsere Hundebeutelchen benutzen und nicht nur alibimäßig an die Leine knoten sollten, ist, dass es echt uncool ist, wenn man in die Hundekacki reintritt
Der für mich wichtigste Grund ist, dass so die Verbreitung von Krankheiten und Parasiten verhindert werden kann. 

Da komme ich auch schon zum nächsten Punkt, der auch wieder mit der Kommunikation zu tun hat; 

  • Unmittelbares Mitteilen von Krankheiten.

Es ist wichtig, dass bei Begegnungen klar gesagt wird, wenn der Hund eine ansteckende Krankheit, Symptome davon oder Parasiten hat. Die Übertragung von Giardien, Würmern, Zwingerhusten oder auch dem Parvovirus geht sehr viel schneller, als man denkt... ich spreche aus Erfahrung. 

Ein weiterer Punkt, der uns hilft das Image der Hundehalter/innen zu verbessern;

  • Anleinen/Abrufen, auch bei Menschenbegegnungen.

Auch wenn der Mensch einfach nur spazieren geht, ohne ein Tier, ein Fahrrad oder andere mögliche Gefahren, ist es wichtig, dass wir unseren Hund zunächst durch rechtzeitiges Abrufen und anschließendes Anleinen fernhalten. Nicht jeder Mensch mag von einer feuchten Hundenase oder Schlammpfoten begrüßt werden. Einige Menschen haben sogar schon Angst, wenn ein Hund auch nur auf sie zu tappst. Auch wenn das für die meisten von uns schwer nachvollziehbar ist, muss das unbedingt respektiert und ernst genommen werden.

Niemand ist fehlerfrei und unsere Hunde sind auch "nur" Tiere mit einem eigenen Willen und individuellen Bedürfnissen. Deshalb lautet der nächste Punkt wie folgt:

  • Fehler eingestehen und sich entschuldigen.

Büchst dein Hund doch mal aus, du übersiehst einen Fahrradfahrer oder schätzt eine Situation falsch ein, so versuche Ruhe zu bewahren. Das kann passieren. Sammle deinen Hund ein und entschuldige dich. Das ist super unangenehm, aber ist JEDEM Hundemenschen schon einmal so ergangen. Wichtig ist es, sich den Fehler einzugestehen und ihn sich nicht wiederholen zu lassen! Der Hund hat nicht auf den Rückruf oder das Kommando "Fuß" gehört? Erstmal wieder (Schlepp-)leine dran. 

Eine andere Regel, die Konfliktsituationen verhindert ist diese:

  • Gebe keine ungefragten Erziehungsratschläge.

Es ist schön, wenn dir in einer Situation einige Tipps einfallen oder du alles ganz anders machen würdest. Aber du weißt überhaupt nicht, was dahinter steckt. Es wurden vielleicht schon andere Methoden ausprobiert, der-/diejenige hat einen anderen Erziehungsansatz usw. Wenn du wirklich die Intention hast zu helfen, dann Frage doch erstmal nach, ob der-/diejenige deine Hilfe möchte, anstatt ganz ungefragt deine Meinung aufzuzwingen. Mich juckt es auch manchmal in den Fingern und mein Angebot, einen Tipp geben zu dürfen, wurde noch nie abgelehnt. Dennoch muss ich es respektieren, wenn verneint wird

Eine Verhaltensregel ist mir erst seit ich Monty habe so richtig bewusst geworden und zwar diese:

  • Streichle, füttere und spreche mit keinem Hund ungefragt.

"Ach ist der aber süüüüüüß!" oder "Ja du bekommst auch ein Schmecki." sind nachvollziehbare Aussagen, aber unfair und nicht respektvoll dem/der Halter/in gegenüber. Das sind deutliche Grenzüberschreitungen und greifen nicht nur in essentielle Erziehungsbestandteile ein, sondern auch in den Individualbereich des Hundes. In welcher Umgebung und Situation ihr euch dabei befindet ist total egal. 
Weder wenn ihr der Besuch seid, noch wenn der Hund bei euch zu Besuch ist, habt ihr das Recht den Hund einfach anzufassen. Auch nicht bei gemeinsamen Gassirunden. Bei fremden Hunden wisst ihr zum Beispiel nichts über Unverträglichkeiten, Futterneid (Ressourcenverteidugung), Individualdistanz, Trainingsstand uvm. 

Über folgende Regal wird häufig gar nicht nachgedacht und ist einigen bestimmt auch gar nicht so bewusst.

  • Lasse drauße keine Leckerlies rumliegen!

Monty darf vom Boden nichts fressen, deswegen gibt es bei uns auch keine Suchspiel mit Futter (außer im Dummy). Doch manche machen gerne Suchspielchen und lassen Leckerlies wie Konfetti regnen. Wenn der Hund dann nicht alle findet, bleiben sie liegen. Der nächste Hund wird dies mit aller Wahrscheinlichkeit aufsammeln. Der/Die Halter/in weiß dann nicht was es war und geht eventuell vom Schlimmsten aus; Gift. Ooooder der Hund verträgt die Art Leckerlie nicht. Oder es kommt ein Welpe vorbei, der gerade lernen soll nicht vom Boden aufzulesen. Da ist so ein Schmeckie natürlich der Endgegner... Wird also höchstwahrscheinlich nicht klappen und wirft das Hund-Mensch-Gespann im Training zurück. Ärgerlich... Es gibt also einige Gründe, warum man seine Leckerlies draußen nicht liegen lassen sollte. Auch kein erbrochendes Hundefutter. Einfach versuchen so gut es geht mit der Kottüte aufzuheben... 

Die nächste Regel ist in ländlcheren Regionen oft nicht so bekannt, da die Situation seltener vorkommt, aber dennoch für alle wichtig.

  • Es wird kein fremdes Eigentum angepinkelt.

Das geht vor allem an den Rüdenhalter/innen. Laternenpfahle, Gartenzäune, Schilder, Mauern, Autos, Roller, Blumenkübel uvm. sind fremdes Eigentum. Der Hund hat dort einfach nicht dran zu pinkeln. Ich möchte auch nicht, dass jemand mein Auto markiert... Gerade in der Fußgängerzone oder in Wohngebieten halte ich diese Regel für sehr wichtig! Warum es vielen Rüden schwer fällt eine Straßenlampe nicht zu markieren? Ganz einfach: Weil dort vorher schon 100 andere Rüden ihre Markierung gesetzt haben. Bevor ihr auf die Straße geht lasst euren Hund sich auf einer Grünfläche lösen. Danach sollte das Markierverhalten unterbunden werden. Bäume, Sträucher und Co. hingegen halte ich für keine Tabuzone. 

Nachfolgendes gehört irgendwie mit zur vorherigen Regel, verdient aber einen eigenen Punkt.

  • Es wird kein fremdes Grundstück betreten. Auch nicht vom Hund.

Wer als Mensch ein fremdes Grundstück betritt, begeht Hausfriedensbruch. Dabei ist es egal, ob das Grundstück eingezäunt ist oder nicht. Ein Hund, der per Gesetz als Sache gilt, begeht zwar keinen Hausfriedensbruch, allerdings hat auch er nichts auf fremden Boden verloren. Verantwortung dafür trägt der/die Halter/in. Immer öfter bekomme ich mit, dass Menschen ihre Hunde in den Nachbarsgarten lassen, um dort sein Geschäft zu verrichten oder Menschen, die ungefragt ihren Hund in die Stallungen oder den Hof laufen lassen. Das ist ein no-go und gefährlich. Vor allem für den Hund selbst. Deshalb ist das meiner Meinung nach eine Gefährdung des Tierwohls und wird von keinem vernünftigen Hundehalter so gehalten.

Zuletzt noch eine Verhaltensregel, die eigentlich auch selbstverständlich sein sollte...

  • Helft einander!

Es beginnt mit Kleinigkeiten, wie das Anbieten eines Hundekotbeutels, wenn jemand seine vergessen hat und endet mit der Unterstützung bei der Suche nach entlaufenen Hunden. Genau so empfielt es sich einen "Erste Hilfe Kurs bei Hunden" zu machen, um in Notfällen richtig reagieren zu können. 

Denkt immer daran, wir wollen alle dasselbe! 

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